Aachener Auszeichnung für Menschlichkeit, Aachen, 29. Mai 2025

Esprit Européen #6

„Bei uns gab es nur Sandalen“

Manchmal - sogar oft - interpretieren Leute etwas in Sachen hinein. Zum Beispiel in ein schönes Foto, das im Frühsommer 2023 entstanden ist, und das Patrick und mich zeigt, als wir zusammen eine Audio-Aufnahme für das European Citizens Radio gemacht haben.

Jemand kolportierte daraufhin, wir hätten was miteinander. Patrick und ich haben und uns daraufhin ziemlich schnell darauf geeinigt, dass wir sehr gerne was miteinander hätten, aber leider nicht so arg viel Zeit, um was miteinander zu haben. Was wir aber miteinander haben, sind viele Sachen, nur nicht das, was derjenige, der das Bild missdeutet hat, sich dachte…

Patrik und ich teilen ähnliche Kindheitserinnerungen aus - wie man heute so schön sagt - bildungsfernem Elternhaus; wir teilen ähnliche Überzeugungen und ein ähnliches Engagement für ein öffentliches Leben, der Welt zugewandt und in den Diensten der Res Publica, der öffentlichen Belange. Zynismus und Privatisierung sind nicht erlaubt, sagte Hannah Arendt. Deswegen bin ich Helene und Ansgar Klein, den Initiatoren der „Aachener Auszeichnung für Menschlichkeit, sehr dankbar, dass ich die Laudatio auf Patrick Baab halten darf, den Patrik nach Eugen Drewermann 2023 und Daniele Ganser 2024 heute erhält. Te Laudamus, Patrick, Te laudamus!  

Eine Auszeichnung, mit der das Aachener Bündnis 'Diplomatie statt Waffen und Sanktionen‘ auf die z.T. unerträgliche Verleihungspraxis des Karlspreises‘ – dieses Jahr an Frau Ursula von der Leyen, 2023 an den ukrainischen Präsidenten Volodymir Selenskyj reagieren möchte. Menschlichkeit'!

Patrik ist eine der meist gehörten kritischen Stimmen über den russisch-ukrainischen Krieg, der seit nunmehr drei Jahren den europäischen Kontinent belastet. Was Patrick in den vergangenen Jahren alles an wunderbaren und mutigen Büchern, Texten, Reisen und Recherchen, Podcast und YouTube-Videos zum russisch-ukrainischen Krieg gemacht hat, mit einer unglaublichen nationalen und internationalen Reichweite. Wer das Internet anmacht, etwas zum Kriegsgeschehen sucht, dem springt Patriks Konterfei unweigerlich entgegen: die neuste Erklärung des Frontverlaufes, strategische Erörterungen, pausenlos, gewissenhaft, immer lehrreich, unermüdlich, konstant, verlässlich. Die Klickzahlen gehen in die Hundertausende. Patrik ist die sichere Quelle für Informationen, neueste Analysen, eine Suchmaschine in Personam, und kaum jemand mag ermessen, wieviel Lebenszeit – ich betone: freiwillige, nicht bezahlte Zeit – hinter all dieser Arbeit, diesem unermüdlichen Engagement steht. Denn mit Videos und auch Büchern verdient man kein nennenwertes Geld, wenn man nicht Mascara bewirbt. Te laudamus, Patrik, te laudamus!

Ich möchte aber in meiner kurzen Laudatio einen anderen Aspekt bei Patrick besonders zu beleuchten versuchen, nämlich seine Herkunft. Und warum diese in meinen Augen ganz besonders wichtig ist für das, was Patrik heute leistet.

Fangen wir damit an, uns dem kleinen Patrick anzunähern, geboren – Happy Birthday, Patrik – genau heute am 29. Mai vor 65 Jahren, in Neunkirchen im Saarland! Um sich von seiner Kindheit damals einen Eindruck zu machen, hier zum Auftakt eine Selbstschreibung in Patriks eigenen Worten:

Bei uns gab es nur Sandalen. Die waren von den großen Jungs, die schon Schuhe hatten. Von denen waren auch die Hosen. Wir haben uns ständig verprügelt oder sind vom Baum gefallen. Wer sich das Knie aufgeschlagen hatte, bekam noch eine Ohrfeige dazu. Kinder hatten den Mund zu halten, wenn die Erwachsenen redeten. Das war langweilig. Deshalb gingen wir raus, die Hecke anstecken.“

Wer unter 30 ist, kann sich das heute wohl nicht mehr vorstellen. Wer über 60 ist, hat vielleicht noch nostalgische Erinnerungen. Auch ich erinnere mich an schwarzverkohlte Kartoffeln im Lagerfeuer, die wir selbstverständlich gegessen haben, an Kaulquabben im Einmachglas und an Kröten, die die Jungs mit einem Strohhalm aufgeblasen haben. Insofern wären Patrik und ich tatsächlich wohl ein gutes Paar

Es folgt für den Schüler bzw. Gymnasiasten Patrik Baab die schulische bzw. universitäre Ausgrenzung aufgrund sozialer Herkunft. Es ist mir sehr wichtig, das zu betonen, denn heute - aufgrund des ziemlichen Totalversagens der Linken und ihrer Identitätsdiskurse – bezieht sich soziale Ausgrenzung ja meistens nur noch auf Frauen, Farbige, Transgender oder Homosexuelle. Selten wird heute noch gesagt, dass die eigentliche, die sublimierte, die tabuisierte Form der sozialen Ausgrenzung die aufgrund von class ist: aufgrund von Klasse! Der White trash, wie man sagt, interessiert die Linke nicht… Die Frauenquote im Bundestag wird nicht durch eine Lidl-Verkäuferin oder Putzfrau gesteigert, sondern durch eine Rechtsanwältin, die einen männlichen Rechtsanwalt ersetzt.  Ob Transgender, Frau oder farbige Aufsteiger: meist sind sie alle aus gutem Elternhaus!

Patrik war es nicht. Lassen wir ihn sprechen: Der Französischlehrer auf dem Gymnasium sagte zu den Arbeiterkindern vom Land: "Euch kriegen wir hier wieder raus. Dann geht ihr auf den Bau, wo ihr hingehört!". Der Lateinlehrer sagte zu einem Mitschüler: "Schmeißer, bei dir würde ich am liebsten einen Buchstaben weglassen." Alle lachten. Wir wurden verprügelt bis in die Unterprima.

Ich bin Patrik dankbar, mir diese Sätze geschenkt zu haben, so dass ich sie Ihnen heute vortragen kann. Denn es ist wichtig zu ergründen, wo jemand herkommt, um zu begreifen, wo er heute steht. Nur wer den Ausgangspunkt kennt, kann den inneren Kampf vermessen, den Lauf, ja, Marathon, die permanente Anstrengung, die es bedeutet, um von einem saarländischen Arbeiterjungen zu einem der bekanntesten kritischen, investigativen Journalisten der Bundesrepublik Deutschlands im Jahr 2025 zu werden: Te Laudamus, Patrik, Te Laudamus!

An dieser Stelle muss ein kurzer Schlenker zur soziologischen Theorie erlaubt sein, mit dem ich Herkunft, sozialen Aufstieg und die fühlbare Einengung der Meinungskorridore miteinander in Bezug setzen möchte. Die Theorie erklärt, warum Patrik in den besten Wortsinnen heute unter den Journalisten eine Ausnahmegestalt ist, anders formuliert, warum andere Patriks in den Redaktionen gar nicht mehr vorkommen.

Es war ein durchlässiges Schulsystem in den 1970er Jahren, durchtränkt von Willy Brandts Marsch der Arbeiterkinder durch die Institutionen, das aus Patrik den heute international anerkannten Patrick Baab gemacht hat – und nicht White Trash, der heute eben nicht mehr diese Chance auf einen sozialen Aufstieg bekommt. Lieber Patrik, ich weiß nicht, ob du es auch tust, aber ich – aufgewachsen in ähnlichen Verhältnissen wie du am Niederrhein – habe mir in letzter Zeit oft die Frage gestellt, ob man heute noch so einen sozialen Bildungsaufstieg würde machen können? Dieses biographische Element von Patrik ist deswegen so wichtig, weil heute eine oligarchische Schließung und die Militarisierung der Gesellschaft zusammenfallen und genau das dazu führt, weil, dass es keine kritischen Stimmen mehr gibt! Der französische Politikwissenschaftler Bruno Amable nennt es den „bürgerlichen Block“.

Lassen wir wieder Patrik sprechen, der erzählt, wie schwer und zäh es war, eine NDR-Redaktionsstube zu erobern, wenn man nicht mit goldenen Löffeln im Mund geboren wurde: Mit 16 konnte ich Zigaretten drehen. Mit 17 war ich bei einer Alternativzeitung (Provinzblatt Homburg, Spitzen-Auflage: 800). Wir hielten uns für die Größten. Der örtliche Baulöwe, die Saarbrücker Zeitung und die IG Metall haben sich totgelacht. Mit 18 bin ich ausgezogen. Als Kriegsdienstverweigerer bei der Bundeswehr saß ich mit 18einhalb 20 Tage im Knast (Befehlsverweigerung, Bremerhaven). Dann Verwaltungsgericht Saarlouis, Anerkennung als KDV, Zivildienst bei der AWO in Mannheim. Mit 19 Studium in Mannheim (Pol.Wiss., Germanistik). Mit 20 Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung (780 Mark, ich war ein reicher Mann). Mit 21 freier Dozent bei der FES. Stipendium auf 830 Mark hoch, Hiwi-Job an der Uni bei Prof. Hermann Weber. Dann HR und SR-Praktika 1984 und 1986, 1988/89 Volontariat beim SR in Saarbrücken, Literatur-Feuilletons und politische Features, Radio-Nachrichten, dann Fernsehen, Aktueller Bericht und Aufbau der Redaktion 3direkt um 21:00 (Weltnachrichten), immer freier Mitarbeiter. Keine Zeit für eine Promotion.

Warum hacke ich so auf class darauf herum? Nun, zum einen, weil Söhne aus besserem Elternhaus gleich mit einem Volontariat bei der FAZ beginnen und nicht die Ochsentour machen müssen. Zum zweiten, weil die meisten heute den französischen Soziologen Pierre Bourdieu nicht mehr kennen, der uns vom habitus erzählt. Dem habitus als wichtigstem Aufstiegskriterium: wie bin ich gekleidet? Weiß ich, wie ein Fischmesser aussieht? Kann ich mich im Golfclub benehmen? Das alles ist heute für einen beruflichen oder sozialen Aufstieg wichtiger als gute Noten. Der habitusverstetigt sich. Wer den sog. habitus nicht hat, hat meist lebenslang Aufstiegsscham. Nicht Aufstiegscharme, sondern Aufstiegsscham! So lautet der soziologische Fachausdruck. Nur man selbst merkt, dass man trotz aller Anstrengung nicht dazu gehört, weil man beim nächsten Dinner die kredenzten Weinreben dann doch nicht auswendig kennt.

Aber es geht nicht nur um habitus! Viel wichtiger, lieber Patrik, ist, dass empirische soziologische Studien uns sagen, dass es nur die sog. Arbeiterkinder, also herausragende Persönlichkeiten wie Du es sind, diejenigen, die sich über einen dornigen Bildungsweg von unten nach oben vorgearbeitet haben, in die Redaktionsstuben hinein, in die Zeitungen, in die Radioanstalten, die kritisch sind, und zwar aus zwei Gründen: Zum einen, weil jemand, der das geschafft hat, meist möchte, dass auch die anderen Kinder in Sandalen es schaffen. Arbeiterkinder vibrieren noch für das öffentliche Interesse, die Res Publica, die allgemeinen Angelegenheiten für Seinesgleichen.

Und zweitens, weil jemand, der es - wie Patrik - geschafft hat, und sich dann in den Redaktionsstuben umschaut, meist recht schnell angewidert ist, wenn er bemerkt, dass es unsichtbare Gate-Keeper gibt, die darüber entschieden, ob jemand in einer Redaktion bleibt oder nicht. Anders formuliert: nur wer von unten kommt, wer mit seiner Hände oder Kopf Arbeit hochgekommen ist, ist kritisch gegenüber dem Milieu, in dem er gelandet ist! Die anderen zementieren ihre Privilegien, von Anwaltsvater zu Anwaltssohn, von Zahnarztvater zu Zahnarztsohn, von Professorenvater zu Professorensohn.

Weil Privilegien etwas sehr Schönes sind, werden sie ungern geteilt oder gar leichtfertig auf dem Altar einer kritischen, einer unbequemen Meinungsäußerung geopfert. Warum ich? Mein Gegenüber ist doch auch im ZDF-Rundfunkrat, er könnte doch auch was sagen? Warum zeigen wir die Bilder aus Gaza nicht? Warum ist immer nur der ukrainische Botschafter im DLF?  Eine Krähe sticht der anderen kein Auge aus und so halten alle ihren bequemen Mund.

Studien und Zahlen belegen: Kein Patrik Baab dringt heute mehr vor in den hermetisch abgeriegelten Raum der akademischen Privilegienhüter, an den Universitäten nicht und in den Medien auch nicht. Heike Egner und Anke Uhlenwinkel haben in ihrer empirischen Untersuchung Wer stört, muss weg z.B. herausgefunden, dass mit Blick aufCancel Culture statistisch signifikant in den letzten Jahren nicht nur mehrheitlich Frauen von deutschen Universitäten entfernt wurden. Sondern auch und vor allem Personen, die Bildungsaufsteiger sind, also Personen wie Patrick. Sie sind es, die stören, denn sie spiegeln mit ihrem Mut, mit ihrer Authentizität, ihrem echten Engagement, ihrer unermüdlichen Wahrheitssuche, ihrer Verantwortung vor der Res Publica den Privilegienhütern, den Rich Kids - also denen, die auf Zahnarzt studieren, auch wenn sie manchmal nicht wissen, ob man Zahn mit h schreibt oder nicht - sie spiegeln diesen Personen ihre eigene Angepasstheit, ihre Konformität, ihre Feigheit, ja, ihre Lüge vor: Die Gesellschaft, besonders die feine, so sagte schon Horaz, wird durch Lüge zusammengehalten….Die heutige Verengung der Meinungskorridore, das war mein theoretischer Schlenker, hat eben auch viel damit zu tun, dass es keine Arbeiterkinder mehr in den Redaktionen gibt, die noch in Tuchfühlung mit den Empfindungen der normalen Bürgern stehen, sondern eine zugleich verwöhnte, ängstliche  und verwirrte Generation Z, die nicht absteigen will und deswegen das Rückgrat eines Bambusstängels hat; oder die gleich mit silbernen Löffeln im Mund groß geworden ist wie etwa Louise Neubauer.

Niemand beim NDR brauchte jemanden wie Patrik, der schnüffelte, unter dem Teppich oder in alten Akten, ob denn alles so stimmt mit der Barschel Affäre. Drei Barschel-Features hat Patrik gemacht, 2007 und 2008 sowie 2016. Daraus wurde 2017 ein Buch mit Robert Harkavy ("Spinnennetz der Geheimdienste", über Palme, Barschel, Colby, kurz: über Morde und kein Ende.) Als Redakteur kommt man aus derlei Hinterfragung der Macht beruflich nur heil heraus, wenn man zur gewählten Vertrauensperson der Schwerbehinderten im Funkhaus wird, weil dergleichen Positionen mit besonderem Kündigungsschutz einhergehen. Den wiederum braucht man, wenn man wegen Zensur einen Prozess gegen den NDR führt, weil man zuvor einen Zensur-Skandal im Landesfunkhaus Kiel aufgedeckt hat.: Cuius Regio, Eius Religio, davon kann Patrik ein Liedchen singen. So viel hat sich seit dem Mittelalter vielleicht doch nicht geändert? Te laudamus, Patrik, te laudamus….

Wer sich Patriks Webseite anschaut, der sieht, dass in den 1990er Jahren noch was ging, sogar im ÖRR:  Reportagen aus Kosovo (1999, 2000, 2001), dann Afghanistan (2002), London und UK (2003, 2005, 2006, 2009, 2010), Skandinavien (Stockholm 2008), dann ab 1998 immer wieder Russland, über illegale Öltransporte, russische Neonazis, illegalen Handel mit EU-Pässen, die Hintergründe des Untergangs der Kursk. Alles umfassende und überzeugende Recherchen, wie man sie heute kaum noch kennt.

Denn die Armutsforscher Michael Hartmann oder Christoph Butterwegge können mit vielen Zahlen belegen, warum jemand, der in der dritten Generation einer Privilegienhalter-Familie entspringt, keinen kritischen Gedanken mehr fassen kann. Sie können auch belegen, dass z.B. die Steuerehrlichkeit bei Kindern und Kindeskindern aus besserem Elternhaus abnimmt. Besonders bei nicht selbstverdientem, also ererbtem Geld ist man offenbar besonders geizig. Marxistinnen bzw. Philosophinnen mit Vorbildcharakter, wie etwa die ungarische Agnes Haller, die noch bei Georg Lukács studiert hat und die noch schlicht formulieren konnte: Geld erben, das tut man nicht, die gibt es heute nicht mehr.

Jedenfalls scheinen heute Geld und kritischer Geist umgekehrt proportional korreliert. Je mehr Geld, desto weniger kritischer Geist. Die kritischen Geister ohne Geld hingegen – früher hat man in der Soziologie noch Geld- und Geisteselite unterschieden – wurden, wie Egner/ Uhlenwinkel belegen, inzwischen überall entfernt. Keine Patriks mehr in den Rundfunkhäusern, in den Universitäten, in den Gerichten oder im Beamtenapparat. Ob investigative Recherche oder kritische Studie: die Apparate - Medien oder Universitäten – die eigentlich den Raum, die Plattform für kritische Debatten bieten sollten, geben genau diesen nicht mehr her.

Genau deshalb ist der Lebensweg von Patrik, seine Herkunft so wichtig. An der Ausnahmeerscheinung Patrik kann man festmachen, dass - um es zum Abschluss etwas platt zu formulieren – wenn einfachen oder normalen Menschen der Weg nach oben in die Schaltzentralen der Republik nicht mehr offensteht, genau das passiert, was jetzt passiert: eine quasi-oligarchische Schließung der Meinungskorridore, in denen das, was die Mehrheit der Bürger will – nämlich Frieden, keinen Krieg und keine Tauruslieferungen – medial nicht mehr transportiert wird. Wie sagte Karl Kraus? Wenn die Börse Krieg schreit, schreiben die Zeitungen Krieg. Zeitungen eben, in den keine Patriks mehr sitzen. Dabei war der ÖRR mit seiner Gebührenfinanzierung einmal ein System, um unabhängigen, regierungskritischen Journalismus zu ermöglichen, ohne dass der Journalist finanzielle Konsequenzen befürchten musste.

Und so war es eigentlich kein Wunder, dass Patrik, ausgerüstet seit Jahrzehnten mit einem erprobten, investigativen Handwerkszeug erster Güte, nicht ruhig sitzen bleiben konnte, als ab Februar 2022 eine russophobe Propagandawelle durch die europäischen Gazetten rollte wie ein Tsunami. Der völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg vom 24. Februar 2022, tönte es mantra-artig aus allen Kanälen. Keine Vorgeschichte, keine Kontextualisierung, kein Maidan. Kein Peter Scholl-Latour mehr, niemand, der dagegen hielt. Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk auf Dauersschalte  im DLF.

Doch was steckt hinter diesem Krieg? Was ist wirklich passiert? Was sind die Motive, Hintergründe, Interessen in diesem Krieg? Während Kriegsberichterstatter wie Paul Ronzheimer für WELT und BILD oder Sabine Adler für den Deutschlandfunk – wie die gesamten deutschen Leitmedien - sofort für die ukrainische Seite Partei ergriffen haben, war Patrik, Sie wissen es alle, auf beiden Seiten der Front. Es war nicht ungefährlich, einmal wurde ein Hotel beschossen, in dem er und sein Kameramann Valerie gerade angekommen waren.

Kurz: Patrik hat in einer, in seiner Person, praktisch alleine den grundgesetzlichen Auftrag des ÖRR einer neutralen und objektiven Berichterstattung erfüllt, die die Tausenden Mitarbeiter des ÖRR offenbar verlernt haben, zur Schande dieses Landes und seiner Medien: te laudamus, Patrik, te laudamus!

Beiden Seiten zuhören, bei Seiten anhören, sich selber eine Meinung bilden, zuhören, Hände reichen, um Verständigung bemüht sein, dem Frieden zuarbeiten: das ist das Erbe des europäischen Humanismus und der Aufklärung, diesem Erbe bist du, Patrik, gerecht geworden. Deswegen gebührt dir heute die Aachener „Auszeichnung für die Menschlichkeit“. Großen Dank von mir und von uns allen dafür!

Wie gut, dass dieses Land, dass die Bundesrepublik Deutschland noch einen Patrik hat!


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Rede auf der Friedensdemo in Dresden am 18. April 2025